Die Bewahrung der Schöpfung


Sommer 2004: Hier besteht Handlungsbedarf, denn Brombeeren wuchern die Heide zu

Wo sind heute die "unabsehbaren Heideflächen" geblieben, die noch vor 100 Jahren Ottenstein umgaben? Mit der Intensivierung der Landwirtschaft (Einführung des Kunstdüngers, Mechanisierung, Flurbereinigung) sind innerhalb von gut 100 Jahren fast sämtliche Heideflächen bei uns verschwunden, obwohl sie damals mehr als zwei Drittel der Landschaft einnahmen. Die meisten Flächen wurden zu Acker oder Grünland kultiviert oder auch mit Kiefern aufgeforstet. Nur ganz kleine Reste der Heidelandschaft sind geblieben, wie z.B. im Naturschutzgebiet "Hörsteloer Wacholderheide" zwischen Alstätte und Ottenstein.
Die Entstehung der Heide bei uns ist auf menschliche Bewirtschaftung zurückzuführen: Seit dem Mittelalter bis zur Einführung des Kunstdüngers wurden in der Heide Plaggen gestochen, d.h. mit speziellen Hacken wurde die oberste Humusschicht des Bodens mit den darauf wachsenden Heidesträuchern, Gräsern und Moos abgehackt. Diese Plaggen wurden als Einstreu im Stall verwandt. Später, wenn die Plaggen im Stall mit dem Kot des Viehs durchmengt waren, wurden sie als Dünger auf den Acker (Esch) ausgebracht und untergepflügt. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs der Esch damit immer mehr in die Höhe und wölbte sich schließlich uhrglasförmig empor. Auf dem Hörsteloer Esch beträgt die "Plaggeneschauflage" z.B. in der Mitte über 85 cm. Man rechnete früher ca. 7 bis 10 Hektar Heide auf einen Hektar Acker (Esch). Heutzutage gibt es jedoch den Kunstdünger und niemand benötigt mehr Plaggen. Dies führte jedoch in der Hörsteloer Wacholderheide zu großen Problemen: Die letzten offenen Heideflächen, wo im Spätsommer die Besenheide blüht, wuchsen immer mehr mit Brombeersträuchern und Gras zu, weil die Besenheide auf der dicken Humusschicht, die sich mit der Zeit gebildet hat, nicht mehr keimen konnten. Auch sind die Wacholderbüsche stark überaltert und es wachsen immer mehr Eichen und Birken darüber und dunkeln sie aus.
So konnte es nicht weiter gehen, denn dann hätten unsere Kinder im Naturschutzgebiet "Hörsteloer Wacholderheide" in wenigen Jahren keine Heide mehr erleben können, sondern nur noch Eichen-Birkenwäldchen mit Brombeer-Lichtungen.


September 2004: Bernd Schwering und Alfred Epping schneiden die Brombeeren zurück.


Abplaggen mit Bagger und anderen schwerem Gerät



Die freiwilligen Helfer werden im KAB-Zelt mit Essen und Getränke versorgt

Um die Heide nun wieder zu verjüngen, haben sich 2004 auf Initiative der KAB St. Josef und des Heimatvereines Ottenstein verschiedene Ottensteiner Vereine zusammen getan und wollen gemeinsam mit jährlich mindestens einer "Samstagsaktion" mit Treckern, Baggern, Freischneidern, Kettensägen und Hacken einen Teil der Heide abplaggen und den Gehölzaufwuchs entfernen. Bisher gab es drei Termine. Am 24.09.04 und 25.09.05 wurden mit ein bzw. zwei Baggern ca. 3500 m abgeplaggt und auf mehreren Hektaren Brombeeren und Gehölze entfernt. Nach der ersten Aktion sahen die Fläche sehen wie verwüstet aus. Aber sofort im ersten Jahr wurden die offenen Sandbereiche von Spezialisten, wie Sandlaufkäfern, Grabwespen, Bauernsenf und Silbergras besiedelt und im Herbst war der gesamte Boden mit Millionen kleinster Besenheidepflänzchen bedeckt, die schon im zweiten Jahr (also im Jubiläumsjahr der KAB) kräftig blühen. Sogar ein kleiner Wacholder ist aufgekeimt, was seit Jahrzehnten in den Naturschutzgebieten des Kreises Borken nicht mehr zu beobachten war.

Der massive Schneefall im November 2005 führte dazu, dass von den alten Wacholderbuschen viele völlig auseinander brachen. Spontan wurde dazu eine Aktion am 18.01.06 anberaumt, bei der bei -10ºC Kälte über 70 freiwillige Helfer sich beteiligten, die Schneesturm-schäden in der Heide zu beseitigen.

Faszinierend war die Teilnahme an allen Aktionen: Unter der Koordination des stellvertretenden Vorsitzenden der KAB St. Josef Ottenstein Dr. Christoph Lünterbusch und in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Borken engagierten sich tatkräftige Helfer aus der KAB, dem Heimatverein, der KLJB Ottenstein-Hörsteloe, des Schützenvereines Ottenstein und des NaBu (Naturschutzbund). Unterstützt wurden die Helfer von zusätzlichen Freiwilligen und vielen Schülern der Realschule im Vestert aus Ahaus. Es steigerte sich die Teilnehmerzahl von September 2004 mit ca. 35, September 2005 mit ca. 55 auf über 70 im Januar 2006. Ein großes positives Echo fanden die Aktionen auch über unser Dorf hinaus durch die vielfältigen Presseberichte und Übertragungen im Rundfunk.

Der Erfolg: Die Besenheide keimt auf den abgeplaggten Flächen
Ermutigt durch die sichtbaren Erfolge im Naturschutz, in der vereinsübergreifenden Förderung der Dorfgemeinschaft und Ermutigung der Jugend zum sozialen Engagement wird auch in den kommenden Jahren die KAB sich im Naturschutzgebiet "Hörsteloer Wacholderheide" engagieren, denn es gibt noch viele Bereiche, in denen dringender Aktionsbedarf besteht. Nur ehrenamtlicher Einsatz kann unser größtes, Kulturlandschaft- Museum" mit seiner besonderen Pflanzen- und Tierwelt erhalten, denn dem Kreis fehlen dazu die personellen und finanziellen Mittel.