2008 Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof bei Novgorod


„Dieser Soldatenfriedhof dient als Rückblick und Besinnung an eine gemeinsame dunkle Geschichte, die unsere beiden Länder auf Generationen hinaus verbindet“, so Alfons Beckmann einleitend.   
Vor Beginn der Bildungsreise hatten die Ottensteiner Zeitzeugen und KAB-Mitglieder Bernhard Orthaus, Josef Leuker und  Josef Schnell aus ihrer Soldatenzeit, von  ihren Fronteinsätzen im 2. Weltkrieg in Russland, Polen  und Frankreich und ihren mehrjährigen Kriegsgefangenschaften den KAB-Vertretern Josef Osterhues und Alfons Beckmann berichtet, um diese Informationen in der Gedenkveranstaltung vorzutragen.
Der Krieg forderte auch in der kleinen Gemeinde Ottenstein einen hohen Blutzoll. Vielfach waren zeitgleich mehrere Brüder von Ottensteiner Soldaten zum Kriegdienst verpflichtet, und so kam es, dass der  2. Weltkrieg sowie die Gefangenschaften das Leben von mindestens 106 zumeist jungen Ottensteiner Männern forderte und das Schicksal von Vätern, Müttern, Ehefrauen und Kindern der Gefallenen und Vermissten unendlich viel Leid und Trauer abverlangte.
„Vielleicht findet ihr Hinweise von meinem vermissten Bruder Franz“, so Gastwirt Josef Schnell an die KAB-Vertreter,  „ meine Schwester Katharina und ich haben seit 1944 beim Rückzug im Raum Polen von ihm kein Lebenszeichen mehr erhalten, und wir wären dankbar, wenn wir über sein Schicksal Bescheid wüssten, so oder so“.   Leider blieb dieser Wunsch nach Gewissheit unerfüllt.
Josef Osterhues sagte bei der Gedenkfeier auf dem vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Jahre 1996 eingeweihten Soldatenfriedhof, dass der Besuch dieser Gräber dem Gedenken der Gefallenen und Vermissten aus unserer Gemeinde Ottenstein und der Mahnung zum Frieden diene,  und diese  Mahnung am besten zu verstehen sei, wenn man die Gräber der Gefallenen besuche.  
„Unser Beitrag muss  schon in unseren Familien beginnen, in dem wir das Miteinander und damit die Grundlage für den Frieden legen und pflegen“, so Osterhues in Nowogorod am Jahrestag des Widerstandes gegen das Naziregime (20.7.1944). Als Zeichen der Versöhnung über den Gräbern reichten sich die Teilnehmer die Hände und sprachen das christliche Grundgebet, das „Vater unser ...“. Umrahmt wurde die Feier vom Lied „Vom guten Kameraden“ , gespielt auf der Mundharmonika von Raimund Webelhaus.  

Alfons Beckmann und Josef Osterhues übergaben auf dem Soldatenfriedhof Nowgorod Heimaterde aus Ottenstein, der ihnen von Josef Schnell mitgegeben worden war: „Das ist guter Mutterboden aus Hörsteloe. Er ist als Gruß aus der Heimat für alle Gefallenen  und Vermissten in Russland gedacht“ so Josef Schnell bei der Verabschiedung am Vortag der 13-tägigen KAB-Reise.  Mit der Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“ endete  die bewegende  Gedenkfeier.

Als ‚stets wachsender Beitrag zum Frieden’ hat die Ottensteiner KAB die Patenschaft für einen Baum auf der größten deutschen Kriegsgräberstätte in St. Petersburg-Sologubowka übernommen. Spontan beteiligten sich die Reiseteilnehmer mit einer Spende an diese Baumpatenschaft.


Bereits am Vorabend des 20.7. konnte Alfons Beckmann auf dem deutschen Soldatenfriedhof im russischen Korostyn, unmittelbar an der Südseite des Ilmensees gelegen, die Grabstelle seines gefallenen Onkels Wilhelm Beckmann aus Wessum zusammen mit Josef Osterhues aufsuchen und dort ebenfalls Heimaterde vom elterlichen Hof ablegen. Wilhelm Beckmann (auf der Gedenksteele „Willi Beckmann, Gefreiter, geb. 27.5.1913, gefallen 5.8.1941),  war mit weiteren zwei Brüdern im Kriegsdienst und fiel etwa 6 Wochen nach Beginn des Russlandfeldzuges.  Der begleitende, junge Taxifahrer  war ergriffen vom Besuch der beiden Ottensteiner auf dem Soldatenfriedhof in abendlicher Stunde und zeigte seine persönliche Anteilnahme am Schicksal der 1.357 toten deutschen Soldaten.
In Minsk, wo

die KAB ebenfalls Zwischenstation machte, hatte die Suche Beckmanns nach dem Ottensteiner Franz Thesing kein so konkretes Ergebnis.
Franz Thesing war am 4.2.1946 im Kriegsgefangenenlager 168 bei Minsk gestorben und ruht auf einer Anhöhe bei Minsk, die inzwischen bewaldet ist.
Das ist in Minsk offenbar der einzige Ort, wo deutsche Soldaten ihre Totenruhe in einer relativ würdigen Umgebung erfahren, Kreuze und andere Hinweise fehlen jedoch vollständig, so Alfons Beckmann enttäuscht.