Messe setzt Zeichen der Versöhnung

Unter den Flüchtlingen war seinerzeit auch die 24jährige Paula Schubert mit Eltern und Geschwistern. Ihr Bruder Bernhard Schubert war in Gefangenschaft geraten, aus der er 1947 entlassen wurde. Bernhard Schubert kam mit seiner Schwester Paula 1966 als Pfarrer nach Ottenstein, wo die beide eine neue Heimat gefunden haben.
Jetzt haben Bernhard Schubert, seit einigen Jahren Ruheständler, und seine Schwester Paula im Rahmen einer KAB- Bildungsreise erstmals nach über 50 Jahren ihren Geburtsort Alt-Patschkau besucht.

Deutsche und polnische Geistliche zelebrierten in Alt-Patschkau gemeinsam den Gottesdienst, von links: Diakon Wesseler, Pfarrer Buckebrede, Pfarrer em. Schubert, Pfarrer Biwalik und Pfarrer Antoniak. 
Zusammen mit 50 Reiseteilnehmern, Pfarrer Antoniak und den Gemeindemitgliedern von Alt-Patschkau, Pfarrer Biwalik aus der Diözese Oppeln, der auch als Dolmetscher fungierte, sowie mit Pfarrer Buckebrede und Diakon Wesseler aus Ottenstein hat Pfarrer em. Schubert am vorletzten Sonntag einen Gottesdienst in der Kirche von Alt-Patschkau gefeiert. In der in polnischer und deutscher Sprache zelebrierten Messe, die vom örtlichen Kinderchor musikalisch umrahmt wurde, sagte Pfarrer Schubert: „Ich freue mich besonders darüber, dass ich als Priester mit meinen polnischen und deutschen Mitbrüdern und mit Gemeindemitgliedern aus Alt-Patschkau und Ottenstein erstmals eine gemeinsame Messe in „meiner“ Kirche feiern kann, wo ich getauft und zur Erstkommunion gegangen bin.” Dies sei ein Beitrag im Sinne der deutschen und polnischen Bischofskonferenz, die das brüderliche Miteinander zwischen Deutschen und Polen als Selbstverständlichkeit betrachtet.



Die Reisegruppe mit Pfarrer Schubert vor St. Allerheiligen in Altpaschkau
Pfarrer em. Bernhard Schubert mit seiner Schwester vor dem Elternhaus in Altpaschau.

Gottesdienst in der Heimatgemeinde St. Allerheiligen.



„Die Geschichte unserer Völker” so Schubert weiter, „hat mehr Gemeinsames als Trennendes, und sie dient uns als Grundlagen der Verantwortung für die Erneuerung Europas. Möge diese heilige Messe ein weiterer Dienst an der Versöhnung und Verständigung unserer Völker sein.”
Pfarrer Schubert überreichte Pfarrer Antoniak als Zeichen der Verbundenheit zwischen den beiden Pfarrgemeinden Ottenstein und Alt-Patschkau eine Stola.
KAB-Vorsitzender und Reiseleiter Josef Osterhues brachte zum Ausdruck, dass dieser gemeinsame Gottesdienst bei allen Teilnehmern tiefe Eindrücke hinterlassen werde. Er sei Symbol und zugleich Grundlage für eine Völkerfreundschaft zwischen Deutschen und Polen auf dem Weg des Vertrauens, der Gerechtigkeit und Gleichheit in einem vereinten Europa. Der Blick müsse nach vorn gerichtet sein, das Erinnern und Mahnen an gemeinsame schreckliche Jahre der beiden Völker werde die Bindungen für die Zukunft noch fester gestalten.



Alte Grußkarten
Beim anschließenden Rundgang durch die Gemeinde erläuterten Bernhard und Paula Schubert den Reiseteilnehmern die örtlichen, weitgehend unveränderten Gegebenheiten. Dabei konnten die Geschwister Schubert auch ihr Elternhaus zeigen, das seit 1946 von polnischen Familien bewohnt wird. Vor der Weiterreise überreichte ein polnischer Mann Pfarrer Schubert Original-Grußkarten aus den Jahren 1908/1909; die an den Onkel von Pfarrer Schubert gerichtet waren. Er erklärte, dass er diese Karte vor sehr vielen Jahren gefunden habe und glücklich sei, diese Verwandten überreichen zu können.
Mit bleibenden Eindrücken fuhr die Reisegruppe weiter nach Breslau, von wo aus die Geschwister Schubert, Pfarrer Anton Buckebrede und Alfons Beckmann am Dienstag die Heimreise antraten, während sich die übrige KAB - Reisegruppe auf den Weg nach Krakau machte.

 

Bild links:

Hochaltar der kath. Pfarrkirche in Alt-Paschkau im Jahr 1998.